Mit dem heutigen Tag ist die Diskussion um die Kopfnoten wieder neu entbrannt.
Soll man wirklich Noten für Betragen, Fleiß, Ordnung und Mitarbeit erteilen und diese auch in den großen Klassen auf Zeugnissen und Halbjahresinformationen erwähnen?
Mein Standpunkt ist hier eindeutig: ich bin klar dafür.
Die rechtliche Grundlage, die ja u.a. Stein des Anstoßes ist, findet man in der Schulordnung Ober- und Abendoberschulen im § 23 (vergleiche https://revosax.sachsen.de/vorschrift/12053-Schulordnung-Ober-und-Abendoberschulen#p23).
Dort steht ausführlich, was man unter zum Beispiel Betragen versteht, nämlich nicht nur das Unterrichtsverhalten, sondern auch Fähigkeiten wie Rücksichtnahme, Toleranz und Gemeinsinn, Zivilcourage oder angemessenen Umgang mit Konflikten – Attribute, die beim Jugendlichen von heute meines Erachtens gut ausgeprägt sein sollten – und bei Erwachsenen auch.
Und ganz klar: ja – ich meine, dass wir Lehrer das einschätzen können, wenn wir tagtäglich mit unseren Schülern zusammen sind, sie allein und in Gruppe erleben, an guten und an schlechten Tagen.
Und ganz klar: ja – ich meine, dass wir gerechte Noten erteilen, da wir jede einzelne Note, die wir hier vergeben, in der Klassenkonferenz diskutieren. Alle Facetten: Unterricht, Pausen, außerunterrichtliche Veranstaltungen u.a. mehr werden berücksichtigt – es ist praktisch ausgeschlossen, dass die persönliche Sympathie oder Antipathie zwischen z.B. Klassenlehrer und Schüler eine ungerechte Bewertung bewirkt.
Meine zahlreichen Kontakte mit den Personen, die später unsere Jugendlichen ausbilden und als Arbeitgeber beschäftigen, bestätigen mich in meiner Auffassung.
Ich verstehe 100%-ig, dass man eine Person, die nicht sorgfältig, pünktlich und zuverlässig ist und sich nicht an Absprachen hält (= Ordnung), nicht in seiner Firma haben will.
Und ja, ich an deren Stelle würde es auch lieber vorher wissen wollen als es dann schmerzlich zu erfahren.
Natürlich kann sich ein Mensch ändern, natürlich soll jeder eine zweite und ggf. auch eine dritte Chance bekommen.
Aber ehrlich, nach zehn Jahren Schule, ob es die wohl gab?
Ob die Kriterien für die Bewertung der Kopfnoten transparent gemacht wurden?
Ob man im Zweifel für den Schüler entschieden hat?
Ich will hier ausdrücklich nicht in Abrede stellen, dass es Einzelfälle gibt, in denen die Bewertung vielleicht falsch gewesen sein könnte. (Und jeder dieser Fälle ist bedauerlich.)
Dennoch bin ich sehr sicher, dass Lehrer und Erzieher zumeist excellente Fachleute sind und das Verhalten ihrer Schüler beurteilen können.
Zum Schluss möchte ich noch eine Facette beleuchten, die mir am Herzen liegt.
Die allermeisten unserer Schüler verhalten sich gut. Sie reden mit, sind teamfähig, kümmern sich um Mitschüler und die Schule, gestalten, lernen fleißig, sind engagiert u.v.a. mehr.
Diese Schüler haben es verdient, dass ihnen ihre Lehrer (oder ihr Schulleiter) nicht nur auf dieser Homepage „Danke, weiter so.“ sagen, sondern dass ihnen das auch auf einem Zeugnis in Form einer für jeden verständlichen Note attestiert wird. Dafür trete ich ein.
Kay Hertel (Schulleiter)